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Gehirn ohne Aufsicht

Autorenbild: MINDFULNESS-HEIDELBERGMINDFULNESS-HEIDELBERG

#Kolumne von Heike Mayer, MBSR- Ausbilderin


Vieles was in unserem Kopf abläuft, beruht auf evolutionären Mechanismen, die einmal nützlich und gut angepasst an die Lebensbedingungen der Steinzeit waren, in unserer heutigen Zeit aber eher Leid verursachen. Lässt sich daran etwas ändern?

Nachts wach liegen und grübeln. Sich stundenlang über etwas grämen, was nicht mehr zu ändern ist. Das ärgerliche Gespräch von gestern im Kopf nochmal und nochmal abspulen und darauf herumkauen wie ein e wiederkäuenden Kuh…Viele ungünstige mentale Vorgänge finden statt, ohne dass was wir uns dafür entschieden hätten. Wir sagen ja nicht: ach, statt friedlich einzuschlafen, will ich heute lieber erst 2 Stunden wach liegen und mir Sorgen über die Zukunft machen.

Wir grübeln nicht absichtlich. Es ist eher etwas, was uns passiert. Und es passiert in einem Gehirn ohne Aufsicht.

Wenn ich mir bewusstwerde, dass ich so etwas durchmache, ohne es gewollt zu haben Komma sind Vorwürfe unnötig, auch wenn es zum wiederholten Male geschieht. Stattdessen kann ich mit mehr Mitgefühl drauf schauen, wie es ist, ein Mensch zu sein mit einem Gehirn, dass die Evolution in erster Linie hervorgebracht hat, um unter schwierigen Bedingungen zu überleben. Und nicht um damit glücklich, zufrieden und frei zu sein.

Und ich kann beginnen was, bewusster einzugreifen und um zu gestalten.

So hat unser Gehirn zum Beispiel eine sogenannte Negativitäts- Tendenz. Wie der Neuro-Psychologe Rick Hanson anschaulich erklärte, bleiben negative Erfahrungen dort besonders gut haften. Unser Gehirn ist wie ein Klettband für Schwieriges, für Angenehmes hingegen wie eine Teflon Schicht. Das gleitet an ihm nämlich oft fast unbemerkt ab. Um das Überleben zu sichern, ist es natürlich günstig, sich Gefährliches besser zu merken als Schönes. Um zufrieden und entspannt zu sein leider eher weniger.

Daher ist es sinnvoll, das Gehirn nicht einfach seine althergebrachten Programme abspulen zu lassen, sondern zu prüfen, ob wir ihm nicht etwas anderes beibringen wollen. Es ist nämlich durchaus lernbereit!

Wenn wir ihm bewusst wieder und wieder bestimmte Erfahrungen ermöglichen, legt es neue Synaptische Bahnen an, die diese alten automatisierten Vorgänge nach und nach ersetzen können. Meinen KursteilnehmerInnen gebe ich an dieser Stelle gern ein Schlauberger Wort mit auf dem Weg. Statt nämlich einfach zu sagen, dass eine ungünstige mentale Gewohnheit nach und nach durch eine günstige ersetzt wird, kann man das auch nennen: positive Neuroplastizität.

Wir nutzen die Formbarkeit unseres Gehirns und gestalten es selbst um, indem wir ihm gezielte heilsamere, angenehmere Erfahrung erlauben.

Was so entsteht ein Trainingseffekt, Stück für Stück zu mehr Zufriedenheit führt und dazu, dass die Negativität Tendenz abgemildert wird und wir mehr Wertschätzung, Zufriedenheit und Milde entwickeln. So erlebt es auch hoffentlich mein Umfeld, da ich nicht mehr ganz so viel Meckere wie früher.


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